Krimi und Thriller

Andreas Pittler: »Die Sache Apfelbaum«

Wien, 1948: Sag mir, wo die Nazis sind, wo sind sie geblieben?

Andreas Pittler bleibt seinem Prinzip treu: Solange sich noch ein paar unbeleuchtete Wochen oder Monate
im Leben seines Protagonisten David Bronstein finden, geht sich auch noch ein Mord aus. Zum Glück
entdeckt der Autor auch diesmal eine passende Lücke – kurz vor dem Ruhestand des Obersts, im Herbst
1948.

Der 9. Fall In der Sache Apfelbaum ist zeitlich vor dem Band Goodbye (1955) angesiedelt und führt
Bronstein in die düstere Nachkriegszeit. Kaum sind es noch Tage bis zur Pensionierung, wird die Leiche
einer Prostituierten gefunden, und zugleich taucht ein jüdischer Rückkehrer aus dem Exil tot aus der
Donau auf. Herschel Apfelbaum, 1938 emigriert, kehrte in eine Stadt zurück, die ihre eigene
Vergangenheit lieber verdrängen wollte. Bronsteins Ermittlungen bringen ein Verbrechen ans Licht, das
1938 begann – und von jenen Tätern, die sich nun sicher wähnen, weil Amnestien und politisches
Vergessen ihre Spuren verwischen sollten.

Pittler zeigt, wie sehr die offizielle Politik der jungen Zweiten Republik auf das schnelle Vergessen setzte:
von SPÖ-Innenminister Oskar Helmer bis hin zum kleinbürgerlichen Alltag mit antisemitischen Reflexen.
Die Vergangenheit schien man unter der Trümmerlast begraben zu wollen, während in Wien die
Dreharbeiten zu Der dritte Mann liefen und die Versorgungslage weiter trist blieb. Pittler verknüpft diese
Fakten mit Fiktion so unaufdringlich, dass der Geschichtsunterricht unmerklich im Kriminalplot
mitschwingt.

Und er erlaubt sich kleine, fast ironische Verweise: Die Familie des Mordopfers wohnt in der
Rotensterngasse 2 – heute beherbergt diese Adresse das Literaturbuffet. Geschichte bleibt also nicht im
Archiv, sondern zeigt sich manchmal an ganz alltäglichen Orten.

In der Sache Apfelbaum ist damit vielleicht (???) Bronsteins letzter Fall – ein würdiger Abschied eines
Ermittlers, dessen Gerechtigkeitssinn immer stärker war als die Opportunismen seiner Zeit. Hoffen wir
trotzdem, dass die Archive noch ein paar dunkle Geheimnisse hergeben. Denn so lange Pittler neue Fälle
findet, bleibt auch die Erinnerung lebendig.


Angaben


Andreas Pittler: In der Sache Apfelbaum.

Andreas Pittler
In der Sache Apfelbaum
Kremayr & Scheriau / 272 Seiten
€ 17.00 (Broschiert)

🛒 Im Webshop aufrufen

 


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