Sachbuch

M. Sommer & S. v.d. Lahr: »Die verdammt blutige Geschichte der Antike«

Kurt Lhotzky sieht die Sache ganz anders ... zumindest als die FAZ. Denn gerade auch der jugendliche Ton von »Die verdammt blutige Geschichte der Antike« hat ihm sehr gefallen!

Die gute alte Zeit? Da kann ich nur homerisch lachen!

Wenn man die FAZ liest, könnte man meinen, die Antike sei ein sakrosanktes Refugium des
Bildungsbürgertums, das besser unangetastet bleibt. Uwe Walter jedenfalls mokiert sich in seiner
Rezension über „Die verdammt blutige Geschichte der Antike“ über den „jugendlichen“ Tonfall, über zu
viele Morde und zu wenig Pathos – und kommt am Ende zu dem bemerkenswerten Schluss, das Buch
hätte gar nicht erst geschrieben werden sollen. Ein Musterbeispiel dafür, wohin gutbürgerlicher
„humanistischer“ Dünkel führt: lieber keine Leserinnen und Leser, als dass die alten Griechen und Römer mit
einem „Bro“ in Verbindung gebracht werden.

Dabei ist Die verdammt blutige Geschichte der Antike von Michael Sommer und Stefan von der Lahr alles
andere als ein Jux. Mit einem manchmal schnoddrigen, manchmal provozierenden Tonfall gelingt es, die
Staaten und Staatenlenker der antiken Gesellschaften so zu zeigen, wie sie waren – blutig,
opportunistisch, machthungrig. Demokratie und Republik waren keine sanften Refugien, sondern
entstanden im Kontext von Eroberung, Unterdrückung und sozialer Spaltung. Dass die Autoren diesen
Zusammenhang pointiert herausarbeiten, ist kein Mangel, sondern eine Stärke.

Und ja, die Sprache richtet sich ausdrücklich auch an ein jüngeres Publikum. Das ist nicht peinlich,
sondern notwendig. Denn das Verständnis für die Antike wächst nicht aus der ehrfürchtigen Haltung
gegenüber Marmorfiguren, sondern aus der Erkenntnis, dass Alexander, Augustus & Co. nicht nur
Denkmäler, sondern auch Blutspuren hinterlassen haben. Nebenbei wird auch ein Mythos kräftig zerzaust,
der zu den Lieblingslegenden Neu-Rechter Ideologen gehört. Schlüssig wird gezeigt, dass das
„Blutopfer“ der Spartiaten bei den Thermopylen (480 v.d.Z.) nichts anderes war als verantwortungslose
militärische Blödigkeit.

Das Buch liest sich anregend, unterhaltsam und sehr erhellend. Wer will, kann sich über die jugendlichen
Einwürfe mokieren. Wer sich aber auf die Perspektive einlässt, wird belohnt: mit einem schärferen Blick
auf die Antike und auf die Gegenwart, die noch immer ihre Muster wiederholt.


Angaben


Michael Sommer
Stefan von der Lahr
Die verdammt blutige
Geschichte der Antike
C.H. Beck / 364 Seiten
€ 26.80 (Gebunden)

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📕 Link zum Verlag

 


🗓️ Lesung

Thomas Kobuk am 21. September 2025 ab 11:00h

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