So eine EU-Erweiterung ist eine heikle Sache. Vor allem, wenn die Liebe zu Europa in erster Linie einseitig ist und eine Seite mit deutlich mehr Elan dabei ist als die andere.
Denn zwischen den Schicksalen zweier polnischer Politiker (früher mehr oder weniger unzertrennlich, heute auf verschiedenen Seiten der europäischen Identität), spielen sich teilweise ausgesprochen unterhaltsame, mit Wissen, Erfahrung und Humor gespickte Szenen ab, die „Die Erweiterung“ zu einem vergnüglichen Roman machen. Genau wie den – zum Verständnis aber absolut nicht notwendigen – Vorgänger „Die Hauptstadt“.
Robert Menasse ist es gelungen, ost- und westeuropäische Befindlichkeiten auf amüsante Weise in eine Erzählung einfließen zu lassen, die uns quer über den Kontinent und schließlich an Bord eines neuen Kreuzfahrtschiffs schicken. Dabei macht er weder die einen noch die anderen tatsächlich lächerlich; vielmehr handelt es sich oft um ein Augenzwinkern, mit dem erzählerisch vor allem auf die Unterschiede und Gemeinsamkeiten gedeutet wird.
Menasse geht mit außerordentlichem Gespür an die Aufgabe, der Leserschaft die – gelegentlich von Zufall (oder ist es Schicksal?) bestimmte – Welt der kontinentalen Diplomatie allen näher zu bringen, die sich für sie entweder schon interessieren oder einen Erstkontakt auf möglichst unterhaltsame Weise herstellen wollen. Man muss nämlich kein Experte in Sachen Europäische Union sein, um diesen Roman zu genießen: Das Buch kann für sich alleine stehen. Dann ist es ein Roman voller Witz und Charme, rund um Blutsbrüderschaften, verlorene Helme und aus Gelegenheit gemachte Gangster.
Angaben

Robert Menasse
Die Erweiterung
Suhrkamp / 653 Seiten
€ 28,80 (Gebunden)
ISBN 9783518430804
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